Der Nestroy-Theaterpreis 2016

Österreich und besonders Wien verleiht gerne Kulturpreise. Dabei darf die uns besonders am Herzen liegende Theaterbranche auch nicht ungekürt bleiben. Seit 1958 stiftete die Stadt Wien die Kainz-Medaille, die der Wiener Bürgermeister von 1958 bis 1999 überreichte. Von 1976 bis 1999 wurde zusätzlich der ebenfalls von der Stadt Wien gestiftete Johann-Nestroy-Ring verliehen.

Seit 2000 wird einmal jährlich der Nestroy-Preis in mehreren Kategotrien verliehen.Bildnachweis: Holger Langmeier, pixabay.com

Seit 2000 werden stattdessen einmal jährlich hervorragende Darbietungen auf österreichischen Bühnen mit dem Nestroy-Preis in mehreren Kategorien ausgezeichnet. Darunter findet sich auch ein “internationaler” Preis für die beste deutschsprachige Aufführung.

Bei der Konzeption des Nestroys orientierte man sich am Pariser Theaterpreis Molière. Man hoffte so wie beim französischen Vorbild starke Impulse für die heimische Theaterszene zu setzen. Mit der Nestroy-Preisverleihung wollte man einen feierlichen Rahmen schaffen, dem Publikum die vielfältigen und hochwertigen österreichischen Theaterproduktionen sowie die exzellenten Schauspielerinnen und Schauspieler, Regisseurinnen und Regisseure zu präsentieren. Besonders hervorragende Leistungen sollten mit dem Nestroy belohnt werden.

Jury und Akademie

Acht vom Wiener Kulturstadtrat bestellte österreichische Theaterkritiker bilden dafür eine Jury und nominieren pro Kategorie drei Kandidaten. Alle bisherigen Träger und Nominierten der Kainz-Medaille, des Johann-Nestroy-Ringes und des Nestroypreises bilden die ‘Akademie’, die postalisch über die endgültigen Gewinner abstimmt. Eine Ausnahme bildet der Nestroy-ORF III-Publikumspreis. Aus 12 nominierten Schauspieler oder Schauspielerinnen wählt das Publikum über eine Online-Abstimmung den Preisträger.

Kategorien

2016 werden in 13 Kategorien Nestroys von der Akademie vergeben:

  • Beste Schauspielerin,
  • Bester Schauspieler,
  • Beste Nebenrolle,
  • Beste Regie,
  • Beste Nachwuchsschauspielerin,
  • Bester Nachwuchsschauspieler,
  • Beste Ausstattung,
  • Spezialpreis,
  • Beste Off-Produktion,
  • Beste Aufführung deutschsprachig,
  • Beste Bundesländer-Aufführung,
  • Bestes Stück - Autorenpreis,
  • Lebenswerk


Nominierungen

Das Burgtheater darf sich dieses Jahr gleich über 13 Nominierungen seiner Künstler freuen, darunter zweimal bester Schauspieler, zweimal beste Schauspielerin, bester weiblicher Nachwuchs, bester männlicher Nachwuchs, zweimal beste Nebenrolle und beste Regie. Auf der Nominierungsliste finden sich vier der am Wiener Volkstheater Schaffenden.

Preisträger

Schon seit dem 27. September 2016 stehen drei Preisträger fest.
Für sein Lebenswerk wurde der deutsche Theatermacher Frank Castorf ausgezeichnet.
Den Autorenpreis erhielt die österreichisch-israelische Autorin und Regisseurin Yael Ronen und Ensemble für ihr Stück “Lost and Found” (Volkstheater)..
Für die Beste Ausstattung wurde Harald B. Thor für “Wassa Schelesnowa” (Burgtheater) geehrt.

Die restlichen Preise wurden am 08. November während einer feierlichen Gala vergeben. Das aufgrund der zahlreichen Nominierungen stark favorisierte Burgtheater erhielt allerdings nur wenige Ehrungen.

Den Publikumspreis erhielt der als Regisseur, Kabarettist, Puppenspieler und Kunstpfeifer tätige Nikolaus Habjan.

Julia Gräfner wurde als beste Nachwuchsschauspielerin für ihre Rolle als Caliban in ‘Der Sturm’ von Shakespeare am Grazer Schauspielhaus gewählt.

Luka Dimic erhielt als bester männlicher Nachwuchsschauspieler den Nestroy für die Hauptrolle in Wolfgang Herrndorfs ‘Tschick’ am Theater der Jugend.

Als beste Bundesländer Aufführung wurde das Landestheater Niederösterreich in St. Pölten mit Aki Kaurismäkis ‘Lichter der Vorstadt’ inszeniert von Alexander Charim gekürt.

Das Aktionstheater Ensemble mit Martin Gruber wurder als beste Off-Produktion für ‘Kein Stück für Syrien’ ausgezeichnet.

Den Nestroy der besten Nebenrolle bekam Martin Reinke für seine Darbietung in Joel Pommerats ‘Die Wiedervereinigung der beiden Koreas’ am Akademietheater.

Die Kooperation der Wiener Festwochen mit dem Volkstheater ‘Us Dogs’ unter der Inszenierung von SIGNA (Signa und Arthur Köstler) erhielt den Spezialpreis.

Als beste Schauspielerin wurde Sona MacDonald ausgezeichnet. Sie beeindruckte in zwei Rollen. Einmal als Julie in August Strindbergs ‘Fräulein Julie’ am Theater in der Josefsstadt. Als Sie in ‘Blue Moon’ brillierte Sona MacDonald an den Wiener Kammerspielen.
Die österreichische Schauspielerin wurde 1961 in Wien als Tochter eines US-amerikanischen Pianisten und einer österreichischen Sängerin geboren. Ihre umfassende Ausbildung absolvierte sie in London (LAMDA), Wien und USA. Zusätzlich zum Schauspiel, ist MacDonald auch als Sängerin und Tänzerin fallweise zu sehen. Sie hatte Engagements in Berlin am Theater des Westens und dem Schillertheater sowie am Münchner Residenztheater. Auch für Film- und Fernsehrollen war sie tätig. Aktuell ist Sona MacDonald Mitglied des Ensembles im Theater in der Josefsstadt. Sie ist Trägerin des O.E. Hasse-Preises und wurde schon 2009 mit dem Nestroy-Preis für die beste Nebenrolle ausgezeichnet.

Der Deutsche Rainer Galke wurde für seine Rolle in Thomas Bernhards ‘Alte Meister’ am Volkstheater als bester Schauspieler geehrt.
Er wurde 1971 in Meerbusch geboren. Seine Schauspielausbildung absolvierte er an der Folkwang-Hochschule in Essen. Bisher war Galke am Moerser Schlosstheater, dem Theater Dortmund und dem Theater Freiburg tätig. Rainer Galke ist Mitglied des Ensembles am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie am Volkstheater Wien. Auch Galke war in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Rainer Galke wurde bisher mit dem Max-Reinhardt-Preis, dem Dortmunder Schauspielpreis und dem Theaterpreis des Düsseldorfer Schauspielhauses gewürdigt.

Andrea Breth erhielt für ‘Diese Geschichte von Ihnen’ (Akademietheater) vom Author John Hopkins den Nestroy für beste Regie.

Den Preis für die beste deutschsprachige Aufführung ging an Tony Kushners ‘Engel in Amerika’ inszeniert von Simon Stone am Theater Basel.

 

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